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Contribution Details

Type Master's Thesis
Scope Discipline-based scholarship
Title Auswirkungen der Negativzinsen auf Versicherungen - Empirische Analyse anhand von Europäischen Versicherungsgesellschaften
Organization Unit
Authors
  • Philippe Lerch
Supervisors
  • Christoph Basten
Language
  • German
Institution University of Zurich
Faculty Faculty of Business, Economics and Informatics
Number of Pages 88
Date 2018
Zusammenfassung Hat die Zinspolitik der europäischen Zentralbank und insbesondere die Einführung von negativen Zinsen im Jahr 2014 einen starken Einfluss auf europäische Versicherungsgesellschaften? Viele Studien haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, welchen Einfluss die Negativzinsen auf den Bankensektor hatte. Betrachtet man Studien über die Versicherungsbranche, fällt auf, dass vor allem das historisch tiefe Zinsumfeld, jedoch kaum die Einführung der negativen Zinsen thematisiert wird. Aus diesem Grund befasst sich diese Arbeit mit der Frage, welche Auswirkungen durch den Entscheid der europäischen Zentralbank Mitte 2014, respektive Anfangs 2015 in der Schweiz, bei Versicherungen zu beobachten sind. Das Ziel besteht darin, dass dieser Sachverhalt mittels der Difference-in-Difference (DiD) Methode und mithilfe von Daten aus der SNL-Datenbank analysiert und beantwortet werden kann. Die Daten werden in die Bereiche Aktivseite, Passivseite sowie in Erfolgsrechnung und Profitabilität aufgeteilt, damit die Auswirkungen in den jeweiligen Bereichen analysiert werden können. Ein besonderer Fokus wird auf die Lebensversicherungen gelegt, da deren Geschäftsmodell darauf ausgelegt ist, dass man mit risikoarmen Investitionen die versprochenen Leistungen an Kunden erwirtschaften kann. Ein weiterer Punkt ist, dass die Verbindlichkeiten auf der Passivseite bei Lebensversicherungen oft eine lange Laufzeit haben, was dazu führt, dass eine Zinsänderung einen grossen Einfluss auf den Wert des Fremdkapitals hat. Aus diesem Grund wird in der DiD Analyse die Auswirkungen der negativen Zinsen und der Einfluss eines hohen Anteils im Lebensversicherungssektor untersucht. Der Anteil wurde berechnet, indem die gebuchten Bruttoprämien im Lebensversicherungsgeschäft durch die total gebuchten Bruttoprämien einer Versicherungsgesellschaft geteilt wurde. Ein Wert nahe bei 1 bedeutet, dass die Versicherung stark im Lebensversicherungssektor tätig ist. Umgekehrt bedeutet ein Wert nahe bei 0, dass die Versicherung nur einen kleinen Anteil ihrer Prämien durch Lebensversicherungen generiert. Diese Arbeit soll zudem einen Überblick über die Zinspolitik der europäischen Zentralbank, über die Entwicklung der Inflation und über die Rendite von Staatsanleihen seit der letzten Finanzkrise verschaffen. Dabei wird aufgezeigt, dass sich die Zinsen von US-Staatsanleihen und die Performance vom US-Aktienmarkt nach Finanzkrisen ähnlich entwickelten und somit das tiefe Zinsumfeld noch lange bestehen kann. Des Weiteren wird die Situation in Japan in den 1990er- und 2000er-Jahre dargestellt, da sich diese mit der derzeitigen Lage in Europa vergleichen lässt und die grosse Herausforderung für Lebensversicherungen gut aufzeigt. Ende der 1990er-Jahre war die Inflation in Japan auf einem tiefen Niveau. Daraufhin hat die Bank of Japan ihre Zinsen gesenkt, damit die Geldmenge ausgeweitet wird und eine stärkere Inflation auftritt. Da Lebensversicherungen ihren Kunden hohe Zinssätze garantierten, waren einige, aufgrund der Zinsentwicklung von japanischen Staatsanleihen, nicht mehr in der Lage diese Zinssätze zu bezahlen. Sieben grosse Lebensversicherungen mussten in der Folge Bankrott erklären. Die Kosten trugen meist die Kunden, indem sie auf einen Teil der versprochenen Zinsen verzichten mussten. Die Rolle der europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) spielt eine zentrale Rolle in dieser Arbeit, da diese Behörde dafür verantwortlich ist, dass die Versicherungsgesellschaften keine grossen Risiken eingehen und somit die Gelder der Versicherten nicht in Gefahr sind. Damit dies gewährleistet ist, wird die festgelegte notwendige Solvabilität von Versicherungen durch die EIOPA kontrolliert. Zusätzlich werden die neuen Bestimmungen von Solvency II aufgezeigt und deren mögliche Konsequenzen mit Blick in die Literatur hergeleitet. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass das Marktrisiko stark gewichtet wird, womit die Investitionsentscheidungen von Versicherungen eingegrenzt werden. Ebenfalls thematisiert wird, dass der Laufzeitunterschied zwischen den Aktiven und dem Fremdkapital unter Solvency II nicht stark berücksichtigt wird und ineffiziente Portfolios an Attraktivität gewinnen. Da die Versicherungsbranche analysiert wird, soll auch die Wichtigkeit dieses Sektors in der Finanzwirtschaft aufgezeigt werden, indem auf die Prämieneinnahmen und somit auf das potentiell grosse Investitionsvolumen eingegangen wird. Die weltweiten Prämieneinnahmen von Versicherungen betrugen im Jahr 2017 über 4.8 Billionen USD, was einem Anteil von etwa 6% des weltweiten Bruttoinlandprodukts entspricht. Durch die Einführung von negativen Zinsen und aufgrund der Zinsentwicklung der letzten Jahre, ist es möglich, dass Versicherungen ihre Investitionen auf andere Anlagen fokussierten, damit sie höhere Renditen erzielen können. Aus diesem Grund wird die Rolle von Schweizer Versicherungsgesellschaften im Immobilienmarkt thematisiert. Im Zuge dessen werden die Investitionen in Immobilien und die Herausgabe von Hypotheken mithilfe von Daten der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht analysiert und dargestellt. Die Daten zeigen, dass der Anteil dieser Positionen zu den gesamten Kapitalanlagen seit 2008 leicht zugenommen hat und dass 2015 und 2016 das Wachstum bei Lebensversicherungen sichtbar grösser war. Ein tiefes Zinsumfeld stellt Lebensversicherungen vor grosse Herausforderungen. Dies bestätigt sich auch in der Analyse der Erfolgsrechnung und Profitabilität. Über den gesamten Zeitraum betrachtet, waren die prozentualen Anteile operativer Profit, gebuchte Bruttoprämien und Gewinn vor Steuern zu den gesamten Aktiven bei Lebensversicherungen signifikant tiefer. Ebenfalls signifikant tiefer waren die Nettomarge, die Eigenkapital- und die Gesamtkapitalrendite. Das Ergebnis bei der Anlagenrendite hingegen zeigte einen höheren Wert bei Lebensversicherungen. Dies kann dadurch erklärt werden, dass Lebensversicherungen einen signifikant höheren Anteil an Beteiligungspapieren hatten und dadurch eine bessere Rendite erzielen konnten, jedoch auch ein grösseres Risiko eingingen. Die Negativzinsen hingegen hatten nur auf vereinzelte Variablen eine stärkere Auswirkung auf Lebensversicherungen als auf andere Versicherungen. Im Hinblick auf die gesamte Versicherungsbranche zeigen die Resultate der Regressionsanalyse, dass bei Versicherungen die Rendite des gesamten Kapitals und die Rendite der Anlagen nach der Einführung von negativen Zinsen tiefer waren. Ausserdem wirkten sich die negativen Zinsen negativ auf die Wachstumsraten des operativen Profits und des Gewinns vor Steuern aus. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die negativen Zinsen gewisse Auswirkungen auf die Versicherungsbranche in Europa hatten. Die Performance von Lebensversicherungen war vom Entscheid der europäischen Zentralbank jedoch nicht stärker betroffen, da sie bereits zuvor in einem tiefen Zinsumfeld wirtschaften und ihre Produkte und Investitionen daran anpassen mussten. Somit hatte die Höhe des Anteils der gebuchten Bruttoprämien aus dem Lebensversicherungssektor den grössten Einfluss auf die untersuchten Variablen und nicht die Einführung der Negativzinsen. Unklar ist, wie stark die Auswirkungen der neuen Bestimmungen unter Solvency II waren, welche im Jahr 2016 in Kraft traten.
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