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Title Frühpensionierung kann tödlich sein
Organization Unit
Authors
  • Margit Osterloh
Language
  • German
Newspaper Title Zeitschrift für Unternehmenswissenschaften und Führungspraxis
Publisher io new management
Number Nr. 9, 2010.
Page Range 1
Date July 25 - 2010
Zusammenfassung Rauchen kann tödlich sein. Das steht mittlerweile auf jeder Zigarettenschachtel. Neu ist: Auch Frühpensionierung erhöht das Risiko, vorzeitig zu sterben, zumindest für Männer. Das hat eine sensationelle neue empirische Untersuchung an der Universität Zürich ergeben, die von Andreas Kuhn, Jean-Philippe Wüllrich und Josef Zweimüller durchgeführt wurde. Analysiert wurde die Einführung eines bis zu 3,5 Jahre früher möglichen Pensionierungsalters in Österreich in den spätern 1980er Jahren. Damit sollten die negativen Folgen der damaligen Stahlkrise gemildert werden. Es zeigte sich, dass die Pensionierung keineswegs den Gesundheitszustand und die Lebensdauer der körperlich arbeitenden Männer erhöhte, sondern beträchtlich verringerte. Schon früher gab es einige Befunde zum Zusammenhang zwischen Frühpensionierung und Gesundheit, aber die Ergebnisse waren uneinheitlich. Es ist ja auch denkbar, dass gesundheitlich angeschlagene Menschen früher in Rente gehen und deshalb für den schlechteren Gesundheitszustand und den früheren Tod von Frühpensionären ursächlich sind. Dieses Problem konnte bei dieser Untersuchung umgangen werden, weil die Einführung einer neuen Pensionierungsgrenze ein von aussen kommender Anlass ist, der Gesunde und Kranke gleichermassen trifft. Für Frauen hat sich ein solcher Unterschied aufgrund der Frühpensionierung nicht gezeigt. Was ist die Erklärung für diesen erstaunlichen Sachverhalt? Männer verändern ihr Verhalten nach der Pensionierung. Sie sind weniger aktiv, sie bewegen sich weniger und rauchen und trinken vermutlich auch mehr. Das kann daraus geschlossen werden, dass mehr frühpensionierte Männer aufgrund von Herz- und Kreislaufbeschwerden sterben. Dies ist typisch für ein wenig gesundheitsbewusstes Verhalten. Frauen kommen mit der Frühpensionierung besser zurecht. Sie bleiben aktiv im Haushalt und sind möglicherweise auch nach dem Ausscheiden aus dem Beruf mehr um ihre Gesundheit besorgt. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit wird häufig als unsozial kritisiert, insbesondere für körperlich Arbeitende. Das ist zweifellos für solche Männer richtig, die gesundheitlich belastende Tätigkeiten ausüben müssen. Für alle Übrigen gilt: Längere Lebensarbeitszeit tut nicht nur unseren Pensionskassen gut, sondern auch unserer Gesundheit.
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