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Contribution Details

Type Bachelor's Thesis
Scope Discipline-based scholarship
Title Analyse der Auswirkungen von Spekulationen auf Rohstoffpreise von Nahrungsmitteln
Organization Unit
Authors
  • Sandro Brühlmann
Supervisors
  • Alexander Wagner
  • Philipp Christian Gamper
Language
  • German
Institution University of Zurich
Faculty Faculty of Business, Economics and Informatics
Number of Pages 58
Date 2017
Abstract Text Problemstellung In der heutigen Zeit lassen sich vermehrt Probleme feststellen, welche eindeutig auf ein Versagen der Finanzindustrie und die damit zusammenhängenden Akteure zurückzuführen sind. Als Beispiel hierfür lässt sich die Finanzkrise in den Jahren 2008/09 nennen, welche durch ein fahrlässiges Handeln in den Hypothekargeschäften der Grossbanken initiiert wurde. Wenn man sich die Preise von Nahrungsmitteln anschaut, erkennt man einen gewissen Trend der Preise nach oben. In den Ländern dieser Welt wurden Stimmen laut, welche diese Preiserhöhungen auf den Handel von Rohstoffen zurückführen. Doch lassen sich auch hier direkte Rückschlüsse auf ein Versagen der Finanzindustrie ziehen? Gemäss den Initianten einer Forderung nach einem Spekulationsverbot durch Termingeschäfte ist dies der Fall. Dabei wird der Spekulation ein schädlicher Einfluss auf die Preise von Nahrungsmittel nachgesagt, doch stimmt diese Behauptung? Vorgehen In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob spekulative Tätigkeiten einen Einfluss auf die Preise von Nahrungsmitteln haben. Dabei wird ex ante nicht von einem negativen Einfluss ausgegangen, sondern es werden positive, neutrale und negative Einflüsse erforscht. In einem ersten Schritt wird dabei die Eidgenössische Volksinitiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln!» betrachtet. Um die Intention dahinter besser zu verstehen und die Thematik von einer professionellen Sicht zu beleuchten, wurde hierfür ein Interview mit Herrn Dr. Markus Dieth, Regierungsrat des Kanton Aargaus und Vorsteher Departement Finanzen und Ressourcen Kanton Aargau geführt. Es folgt eine Übersicht zu den verschiedenen Rohstoffarten. Die Arbeit beschränkt sich nachfolgend auf Soft-Commodities um die Effekte auf Nahrungsmittel zu untersuchen. Ausgewählte Agrarrohstoffe werden einer quantitativen und qualitativen Analyse unterzogen. Danach werden die Instrumente, welche im Rohstoffhandel Verwendung finden, einer ökonomischen Analyse unterzogen und deren Implikationen aufgezeigt. Der Fokus hierbei liegt auf den unbedingten Termingeschäften mit Futures-Kontrakten. Um die Intentionen der einzelnen Marktteilnehmer zu verstehen, werden die drei Typen Hedger, Arbitrageur und Spekulant einzeln beleuchtet. Es folgt eine Analyse des Chancen- und Risikoprofils, welcher durch ein Interview mit Herr Rico Blaser, Head of Cash & Delta-1 Trading, IHHH der Zürcher Kantonalbank, eine gewisse Aktualität zu Teile kommt. Der Hauptteil der Arbeit befasst sich mit der Analyse der Auswirkungen des Rohstoffhandels auf die Preise von Nahrungsmitteln. In einem ersten Schritt werden international angesehene Forschungsarbeiten auf dem hier vorliegenden Gebiet analysiert und ausgewertet. Um eine Übersicht zu erhalten wird eine Metastudie der Hochschule Luzern beigezogen, welche eine grosse Anzahl an Studien ausgewertet hat. Zusätzlich zur wissenschaftlichen Literatur werden eigene Analysen vorgenommen. Die graphische Analyse untersucht Zusammenhänge zwischen den Kassa- und den Futures-Preisen, wobei auffällige Interdependenzen qualitativ analysiert werden. Die quantitative Analyse wird mit Hilfe des Statistikprogramms R Studio durchgeführt. Dabei werden die Datensätze mit Hilfe des Granger Kausalitätstests untersucht. Sämtliche Daten wurden dabei vom Bloomberg-Terminal an der Universität Zürich bezogen, um die Korrektheit der Daten zu gewährleisten. Im dritten Teil der Arbeit werden geltende Richtlinien und Verordnungen in Bezug auf den Handel mit Derivaten beleuchtet. Als Abschluss erfolgt eine kritische Würdigung, welche die Grenzen und Probleme der hier vorliegenden Arbeit aufzeigt, sowie eine übersichtsmässige Zusammenfassung der Resultate. Resultate Sämtliche Autoren verwenden bei ihrer Analyse empirische Methoden, welche eine Kausalität zwischen verschiedenen Variablen analysieren. So verwenden Maul, Fischer und Schiereck beispielsweise Mehrgleichungssysteme. Andere Autoren, wie beispielsweise Bohl und Stephan, verwenden ein GARCH-Modell, welches die Volatilität der Rohstoffe untersuchen soll. Alle bisher genannten Autoren fanden keine empirischen Auswirkungen der Spekulation auf die Preise von Agrarrohstoffen. Das United States Permanent Subcommittee on Investigations zeigte in ihrer Analyse, dass ein erhöhtes Investitionsvolumen in Indizes rückschlüssig auf erhöhte Kassapreise sei. Diese Aussage wurde jedoch von mehreren Autoren, darunter Irwin und Sanders, dementiert. Weitere Befürworter der Aussage, dass Spekulation einen Einfluss auf die Höhe der Kassapreise hat, sind die Autoren Lagi et. al. Im Zeitraum von 2010 bis 2011 sei ein um die Hälfte erhöhtes Preisniveau festzustellen, welches auf spekulative Tätigkeiten zurückzuführen sei. Pies dementierte diese Feststellung mit der Begründung, dass eine solche Analyse nur über einen längeren Zeitraum sinnvoll sei und im vorliegenden Fall keine endgültige Kausalität bestimmt werden könne. Die wohl populärsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Rohstoffanalyse, Irwin und Sanders, argumentierten, dass die erhöhten Preise auf fundamentale Faktoren zurückzuführen seien und nicht auf die Spekulation an sich. Die Metastudie der Hochschule Luzern analysiert 100 Studien, welche sich mit dieser Thematik befassen. Dabei werden die einzelnen Studien ihren Schlussfolgerungen nach kategorisiert. Es lässt sich auch hier kein Konsens finden. Bei der graphischen Analyse lässt sich ein Zusammenhang zwischen Kassapreis und Futures-Preis nicht von der Hand weisen. Die Kausalität wird in dieser Analyse jedoch nicht miteinbezogen, weshalb keine Rückschlüsse auf die tatsächlichen Auswirkungen geschlossen werden können. Bei der Analyse der Datensätze mit Hilfe des Granger Kausalitätstests in R Studio wurden sämtliche Nullhypothesen aufgrund eines zu hohen P-Wertes angenommen. Dies bedeutet, dass keine Granger Kausalität zwischen Spekulationstätigkeiten und der Höhe des Kassapreises nachgewiesen werden konnte. Allgemeine Beurteilung Abschliessend lässt sich festhalten, dass die wissenschaftliche Literatur sich zu keinem endgültigen Fazit zusammenfassen lässt. Es werden oftmals die Methoden oder Datensätze in Frage gestellt. Ein weiterer häufiger Kritikpunkt ist die Interpretation der Kausalität. Eine kleine Mehrheit der Analysen, darunter die eigenen, kommt zum Ergebnis, dass die Spekulation keine negativen Auswirkungen auf die Höhe der Kassapreise von Nahrungsmitteln hat. Insofern lässt sich sagen, dass ein Verbot von spekulativen Tätigkeiten nicht das richtige Instrument gegen erhöhte Nahrungsmittelpreise oder schlimmstenfalls Hungersnot ist. Diese Meinung vertritt auch Dr. Markus Dieth: «Mit Regulierungen und Verboten kommen wir nicht ans Ziel. Wir müssen mithelfen, dass die betroffenen Länder ihre Produktionsbedingungen verbessern können und mit internationalen Abkommen den Klimawandel und somit Preisschübe durch Missernten bekämpfen.» (Dieth (2017)). Angesprochen auf die eigene Einschätzung der Auswirkungen von Spekulation auf die Rohstoffpreise von Nahrungsmitteln entgegnete Herr Blaser: «Einerseits lassen sich sicherlich positive Einflüsse nennen. Spekulation kann unter gewissen Umständen die Qualität der Spreads verbessern. Des Weiteren steigern spekulative Tätigkeiten die Liquidität, was im Endresultat sämtlichen Marktteilnehmern zu Gute kommt. Als dritter positiver Einfluss lässt sich eine bessere Preisfindung nennen. Als negativer Punkt lässt sich der starke Einfluss von unscheinbaren Neuigkeiten auf das Marktgeschehen erwähnen. Die Volatilität wird dabei grösser und das Risiko kann steigen.» (Blaser (2016)). Pies et al. (2013) fassen die Ergebnisse von diversen Studien zu drei Kernaussagen zusammen. Erstens ist die Mehrheit der Studien nicht in der Lage eine signifikante Erhöhung der Preisvolatilität von Agrarrohstoffen der Terminmarktspekulation zuzuweisen. Zweitens ist die Mehrheit der Studien nicht fähig, selbiges für das Preisniveau an sich zu bestätigen und drittens warnen die meisten Studien vor einer zu starken Regulierung der Terminmärkte aus Angst vor möglichen resultierenden Fehlfunktionen.
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