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Contribution Details

Type Master's Thesis
Scope Discipline-based scholarship
Title Identifikation von Übernahmekandidaten im Schweizer Private Banking
Organization Unit
Authors
  • Klaudia Nesic
Supervisors
  • Ivan Petzev
Language
  • German
Institution University of Zurich
Faculty Faculty of Economics, Business Administration and Information Technology
Number of Pages 138
Date 2016
Abstract Text I. Problemstellung Seit der Finanzkrise des Jahres 2008 hat sich die operative Effizienz der Schweizer Privatbanken stark rückläufig entwickelt. Die Cost-Income-Ratios vieler Schweizer Privatbanken sind von 2008 bis 2014 um 13 Prozentpunkte angestiegen. Dies zeigt, dass der Kostendruck der Privatbanken stetig ansteigt und die Profitabilität senkt (KPMG (2015b)). Dies liegt insbesondere an den neuen regulatorischen Anforderungen, die insbesondere im Cross-Border-Geschäft und im Anlegerschutz grosse Herausforderungen darstellen – vor allem das Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG). Doch auch Vorschriften wie der Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) oder Vorschriften zu den Eigenmittel- und Kapitalanforderungen schränken die Privatbanken in ihrem tagtäglichen Geschäft zunehmend ein. Diese Faktoren haben den Konkurrenzkampf im Schweizer Private Banking stark erhöht, die Wachstumsmöglichkeiten sind deshalb beschränkt und nur mit hohen Kapitalinvestitionen möglich und das sogenannte Offshore Banking stellt sich als risikoreich heraus. Für die Privatbanken entstehen somit Schwierigkeiten zu wachsen, wodurch sie ihre Strategie umstellen müssen und sich auf gewisse Märkte und Produkt- und Dienstleistungsangebote fokussieren müssen. Zusätzlich hemmt die anhaltende Erosion der Margen das Wachstum und intensiviert den Konkurrenzkampf. Das anhaltende Tiefzinsumfeld erschwert das Asset- und Liability-Management. Kunden von Privatbanken weisen neue Bedürfnisse auf und fordern digitalisierte Prozesse und Dienstleistungen. Doch auch bankintern zeigt sich in Privatbanken der Druck der Digitalisierungswelle auf die Ertrags- und Kostenseite. Aufgrund dieser Entwicklungen ist im Schweizer Privatbankenmarkt in den letzten Jahren ein erhöhtes Mass an «Mergers & Acquisitions» zu beobachten, die die Anzahl der Privatbanken im Markt reduziert. Viele Privatbanken sahen sich zudem nicht mehr in der Lage, die regulatorischen Vorschriften vollumfänglich umzusetzen und weiterhin profitabel zu wirtschaften, sodass sie vom Markt verschwanden.   II. Vorgehen Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, einen Überblick über die veränderten Rahmenbedingungen im Schweizer Private Banking übersichtlich darzustellen. Diese sind zum einen die Entwicklungen der wichtigsten Kennzahlen und zum anderen die zunehmende Digitalisierung der Wertschöpfungskette, die gestiegenen regulatorischen Anforderungen und das sich verändernde Kundenverhalten. Als Einstieg wird eine detaillierte Übersicht über die Entwicklung verschiedener Kennzahlen im Schweizer Private Banking erarbeitet. Darauf folgt die Erläuterung des Wandels der Rahmenbedingungen, welche mit Aussagen aus Experteninterviews ergänzt werden. Im Rahmen der Diskussion von erhöhten Konsolidierungen wird auf die wichtigsten Elemente von M&A aus der Fachliteratur näher eingegangen. Darauf aufbauend werden Stellungnahmen aus der Praxis beigezogen um ein Framework für die Identifikation von Übernahmekandidaten im Schweizer Private Banking zu erstellen. Dieses Framework soll dazu dienen in der Praxis verschiedene Übernahmekandidaten anhand von quantitativen und qualitativen Kriterien herauszukristallisieren. In einem nächsten Schritt wird dieses Framework auf ein vordefiniertes Privatbanken-Sample angewendet und es werden potenzielle Übernahmekandidaten identifiziert. III. Resultate Die detaillierte Analyse für die Erstellung des Frameworks hat ergeben, dass die quantitativen Kriterien grob in die Ebenen «Assets under Management» (AuM), Profitabilität und operative Effizienz unterteilt werden können. Die Gewichtungen für die Kriterien mithilfe der Antworten der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Interviews gesetzt. Für die Identifikation von Übernahmekandidaten sind Kennzahlen wie das AuM und das Netto-Neugeld genauer zu betrachten. Insbesondere ist das Verhältnis des Netto-Neugeldes zum AuM eine relevante Kennzahl zur Einschätzung der Performance einer Privatbank. Zusätzlich zu den statischen Kennzahlen, ist die Betrachtung des Wachstums des AuM, des Netto-Neugeldes und der «Return on Assets» (RoA) von hoher Bedeutung. Die höchste Gewichtung ist den AuM zugeteilt worden, da dies ein grundlegendes Motiv für M&A Transaktionen darstellt. Die Profitabilität einer Privatbank lässt sich aus der Erfolgsrechnung einer Privatbank analysieren. Der Reingewinn, der Betriebsertrag als auch die Bruttomarge fliessen ebenfalls mit einer hohen Gewichtung in das ausgearbeitete Framework ein. Spezifisch ist die Unterteilung in Kommissions- und Zinserträge zu betrachten und dessen Anteile am Betriebsertrag zu evaluieren. Zusätzlich können aus den Verhältnissen der Kennzahlen aus der Erfolgsrechnung zu den verwalteten Vermögen signifikante Aussagen zur Profitabilität gemacht werden. Des Weiteren sind die Geschäftsaufwande im Framework relevante Kennzahlen – aufgeteilt in die Personal- und Sachaufwände. Als letztes ist die operative Effizienz zu nennen, welche grundsätzlich eine Kosten-Ertrags-Analyse ist. Die Aufwände werden zum einen ins Verhältnis zum Betriebsertrag gesetzt und zum anderen ins Verhältnis zur Anzahl Mitarbeiter. Die Analyse der operativen Effizienz ist für die Identifikation von potenziellen Übernahmekandidaten von hoher Relevanz, so dass ihnen eine hohe Gewichtung im Framework zugeteilt wurde. Nebst den quantitativen Kriterien beinhaltet das Framework qualitative Kriterien. Da die Kennzahlen des Privatbanken-Samples lediglich aus öffentlich zugänglichen Informationen bestehen, konnte die Analyse der qualitativen Kriterien nur limitiert stattfinden. Dennoch werden einige rechtliche Risiken oder Reputationsschäden in öffentlichen Medien zugänglich gemacht. Anhand dieser Analyse wurden weitere Komponenten zur Identifikation von Übernahmekandidaten ermittelt. Die Anwendung des ausgearbeiteten Frameworks führt hingegen nur zu einer eingeschränkten Anzahl an potenziellen Übernahmekandidaten. Deshalb wurde zusätzlich ein erweitertes Framework erstellt, indem insbesondere die qualitativen Aspekte feiner ausgearbeitet wurden. Die Konzentration dieser Kriterien liegt auf der präziseren Evaluation der verwalteten Vermögen. Ein Schlüsselelement im Framework. Die Analyse der Rentabilität und der Effizienz der Kundenberater, die Herkunft, die Struktur und der Aufbau der Vermögen sind von grosser Relevanz bei einer Übernahme. Ebenfalls sind Auswertungen der Mandatsart und Charakteristiken der Kunden (Alter, Domizil, etc.) essentielle Faktoren für die Identifikation von Übernahmekandidaten. Zusätzlich zu den verwalteten Vermögen, spielen die kulturell und emotional bedingten Kriterien eine wesentliche Rolle. Das Private Banking ist stark von Traditionen, Kulturen und persönlichen Aspekten (Charakteristiken, Sprachen, soziale und politische Einstellungen, etc.) geprägt. Bei der Wahl bzw. der Durchführung eines Bankenverkaufs sind diese Faktoren von hoher Bedeutung. Mit dem Gesamtbild, welches anhand der obengenannten Kriterien stattfindet, kann ein Entscheid zum strategischen Fit bzw. Missfit gefällt werden. Die Bestandteile, welche in diese Beurteilung einfliessen liegen grundsätzlich in der Geschäftsaktivität, den Märkten, der Positionierung, dem Produkt- und Dienstleistungsangebot, den Kunden-, Reputations- und kulturellen Aspekten sowie vielen weiteren Aspekten.   IV. Allgemeine Beurteilung Diese Arbeit soll einen Einblick in die spezifische und komplexe Welt der Privatbanken in der Schweiz geben und deren grundlegenden Herausforderungen präsentieren. Der Aufbau des Frameworks bietet einen Mehrwert, da zusätzlich zur Fachliteratur Meinungen von Experten aus der Praxis hinzugezogen wurden. Diese Arbeit kann für die Identifikation von Übernahmekandidaten im Schweizer Private Banking als gute Grundlage dienen.
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