Not logged in.

Contribution Details

Type Bachelor's Thesis
Scope Discipline-based scholarship
Title Bonussysteme von Firmen - Zielsetzungen und deren Nebenwirkungen
Organization Unit
Authors
  • Louis von Mérey
Supervisors
  • Carmen Tanner
Language
  • German
Institution University of Zurich
Faculty Faculty of Business, Economics and Informatics
Number of Pages 51
Date 2018
Zusammenfassung Eine Bonuszahlung am Ende eines Geschäftsjahres an Mitarbeiter ist eine weit verbreitete Form der Vergütung. Dem Vergütungssystem mit einem fixen Grundlohn und einer variablen Lohnkomponente (Bonus) liegt der Grundgedanke einer hoch ange- setzten Zielsetzung für Individuen und deren Entlohnung anhand einer Bonuszahlung bei erfolg- reicher Leistung zu Grunde. Viele empirische Studien zeigten, dass fordernde genau formulierte Zielsetzungen höhere Leistungen implizieren als vag formulierte Zielsetzungen. Angewendet auf die Praxis, in welcher Unternehmen diese Befunde durch ein Bonussystem zu implementieren ver- suchten, zeigten sich positive und negative Auswirkungen eines solchen Vergütungssystems. In dieser Arbeit werden zuerst Charakteristiken von Bonussystemen wie dessen regulatorische Vorschriften, dessen Umsetzung und Verwendung einer Bank sowie die Wahrnehmung von Empfängern solcher Zahlungen erläutert. Weiter werden sie in den lokalen sowie internationalen Kontext einge- ordnet. Das Verhältnis der Bonuszahlungen und Produktivität wird durch kumulierte akademische Forschungsergebnisse aufgezeigt und produktivitätssteigernde Wirkungen solcher monetären Anreize verdeutlicht. Um negative Auswirkungen von Bonuszahlungen zu verdeutlichen wurden zwei Fallbeispiele aus der Praxis gewählt. In beiden Fällen handelt es sich um Händler, welche in der Investmentbanking Abtei- lung einer Grossbank, namentlich der UBS und der Société Générale arbeiteten und später aufgrund ihrer gesetzeswidrigen Handlungen verurteilt wurden. Sowohl der Ex-UBS Angestellte Kweku Adoboli als auch der ehemalige Société Générale Trader Jérôme Kerviel waren Empfänger von Bonus- zahlungen. Die Analyse der beiden Fälle, welche teilweise als Auswirkungen von Bonuszahlungen klassifiziert werden können, findet auf zwei Ebenen statt. Die Makroebene zeigt Elemente auf Stufe der Bank, welche das Verhalten wie das Eingehen grosser ungedeckter Spekulationspositionen förderten. Durch die immer höher geforderten Gewinne und somit steigenden Zielsetzungen stieg auch der Druck auf die Trader. Die Konzentration auf die stetig höheren monetären Zielsetzungen sowie die Ignoranz der zielführenden Risikofreudigkeit durch Vorgesetzte, zeigte ein Idealbild unter Händlern welches alleinig hohe Gewinne, unab- hängig des Risikos glorifizierte. Dies könnte auf institutioneller Ebene implizieren, dass enorme Risikofreudigkeit, ausserhalb von gesetzten Limits, karrierefördernde Wirkungen gehabt haben könnte. Doch nicht nur situationsspezifische Faktoren auf der Ebene der Bank wirkten auf Angestellte sondern auch bewusste und unbewusste psychologische Mechanismen. Das Fehlverhalten der beiden Trader wurde weiter durch psychologische Faktoren gefördert die unbewusst auf sie wirkten. Diese Faktoren wurden im Rahmen dieser Arbeit auf der Stufe der Mikroebene untersucht und stützen sich auf Aus- sagen und Beschreibungen der beiden Händler. Da die Risikopositionen beider Händler im Verlust- bereich vergrössert wurden und somit eine erhöhte Risikobereitschaft im Verlustbereich erkennbar wurde, zeigt dies eine Parallele zum Mechanismus der Verlustaversion der ein solches Verhalten, nämlich die grössere Risikobereitschaft in Ver- lustsituationen und stärkere Gewichtung von Ver- lusten verglichen zu Gewinnen beschreibt. Obwohl akademische Befunde zeigten, dass Kursverläufe am Aktienmarkt nicht vorhersehbar sind, deuten Aus- sagen beider ehemaliger Trader auf den Mechanismus des Überoptimismus, in welchem die eigenen Fähigkeiten überschätzt werden. Das Mitwissen der Vorgesetzten über die unethischen Praktiken wie das Überschreiten der Limits und das zeitliche Verschieben von Gewinnen und Ver- lusten zeigt Deckungsfläche zum psychologischen Mechanismus der Motivated Blindness. Da die Vorgesetzten in Zeiten in welchen aus diesem unethischen Verhalten hohe Profite resultierten, ebenfalls profitierten, wurde es für sie erschwert in diesen Handlungen unethisches Handeln zu erkennen. Der letzte Mechanismus der in dieser Analyse auf der Mikroebene das Ver- halten der Individuen erklären soll ist der Slippery Slope Effekt. Da sich in beiden Fällen das Fehlverhalten charakterisiert durch die Be- anspruchung unethischer Handlungen nicht abrupt entwickelte, sondern graduell über eine längere Zeit intensiviert wurde, ist dieser psycholo- gische Mechanismus in beiden Situationen erkenn- bar. Nach der Beschreibung von Bonussystemen und der Analyse zweier Fällen aus der Praxis lässt sich ein Bonussystem nicht endgültig als positiv oder negativ wirkend klassifizieren. Als Lösung werden Mechanismen aufgeführt die ein ethisches Arbeitsumfeld innerhalb einer Institution fördern und simultan zu einem Bonussystem wirken können.
Export BibTeX