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Contribution Details

Type Master's Thesis
Scope Discipline-based scholarship
Title Chancen und Grenzen von ESG-Ratings
Organization Unit
Authors
  • Sarah Keller
Supervisors
  • Urs Birchler
  • Annette Krauss
Language
  • German
Institution University of Zurich
Faculty Faculty of Economics, Business Administration and Information Technology
Number of Pages 137
Date 2015
Abstract Text Executive Summary Hintergrund dieser Arbeit ist der Wunsch vieler Investoren, das zu verwaltende Vermögen nachhaltig zu investieren, also Aspekte der Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) bei Anlageentscheiden zu berücksichtigen. Die steigende Anzahl an Sustainable and Responsible Investments (SRI) interessierten Investoren hat dazu geführt, dass sich parallel ein Markt für spezialisierte Nachhaltigkeits- respektive ESG-Ratings entwickelt hat. Trotz stetem Wachstum ist der Anteil an SRI im Vergleich zum insgesamt investierten Vermögen noch immer äusserst klein. Viele Anleger scheinen mit der aktuellen Situation unzufrieden und angesichts der grossen Vielfalt an Ratings überfordert zu sein, eine fundierte Auswahl zu treffen. Dies lässt sich damit begründen, dass sowohl die Festlegung von geeigneten Kriterien, welche eine Aussage über die Nachhaltigkeit einer Firma erlauben, als auch die Techniken der Ratingagenturen zur Messung dieser Kriterien wenig standardisiert und damit sehr unterschiedlich sind. Zudem wird von Seiten der Investoren und Akademikern sowie von den bewerteten Unternehmen selbst ein Mangel an Transparenz und Glaubwürdigkeit im ESG-Ratingmarkt kritisiert. Das Ziel dieser Forschungsarbeit besteht deshalb darin, mögliche Chancen und Grenzen von ESG-Ratings zu identifizieren und damit Investoren und Unternehmen aber auch ESG-Anbieter eine Orientierungshilfe zu bieten. In einem ersten Schritt wurden im Sinne einer Meta-Studie die normativen Anforderungen an ESG-Ratings in den sechs Bereichen Standardisierung, Nachvollziehbarkeit & Transparenz, Verzerrungen, Glaubwürdigkeit der Informationen, Vergleichbarkeit, Messbarkeit und Qualität der Messinstrumente erarbeitet. Im nächsten Schritt wurde das dem Dow Jones Sustainability Index (DJSI) zugrundeliegende RobecoSAM Corporate Sustainability Assessment (CSA) und das Klimawandel-Rating von CDP (ehemals Carbon Disclosure Project) anhand des vorher definierten Anforderungskatalogs analysiert. Die Ergebnisse der Fallstudien im Bereich Messbarkeit und Qualität zeigen insbesondere, dass die oft kritisierte und mit der nicht-finanziellen Natur von ESG-Indikatoren begründete Subjektivität nicht zwingend ist. So beläuft sich beispielsweise der Anteil quantitativer Variablen bei CDP auf rund 25%, bei RobecoSAM gar auf 40%. Die Analyse der verwendeten Messtechniken hat ausserdem diverse Möglichkeiten aufgezeigt, der bemängelten Objektivität entgegen zu wirken, sei es in Form von Single-Choice- oder Multiple-Choice-Fragen oder durch genau definierte Punktevergabeprozesse, wie bei CDP der Fall. Obwohl eine vollständige Standardisierung von ESG-Kriterien in Anbetracht der divergierenden Interessen der Anspruchsgruppen von ESG-Ratings weder wahrscheinlich noch sinnvoll scheint, sind Bemühungen wie die von CDP und RobecoSAM vorgenommene Angleichung der Fragen zur Klimastrategie aus verschiedenen Gründen erstrebenswert: Sie reduziert den Beantwortungsaufwand für die inzwischen zahlreichen Informationsanfragen diverser ESG-Ratingagenturen. Gleichzeitig wird der Gefahr der zu beobachtenden Ermüdungserscheinung sowie dem Risiko qualitativ schlechterer Daten vorgebeugt. Letzteres besteht insbesondere bei Unternehmen, die aufgrund beschränkter zeitlicher und finanzieller II Ressourcen die Fragebögen nur ungenügend ausfüllen, was wiederum zu verzerrten Ergebnissen führen kann. Während im Kreditrating-Markt das „Issuer-pays“-Modell dominiert, ist im ESG-Markt das „Investor-pays“-Finanzierungsmodell vorherrschend. Unter informationsökonomischen Gesichtspunkten tendiert der Gleichgewichtspreis aber längerfristig gegen Null, was Fragen bezüglich der Dauerhaftigkeit dieser Finanzierungsform aufwirft. Gegen das derzeitige Modell spricht ausserdem, dass die meisten ESG-Ratingagenturen nebst Ratings weitere Dienstleistungen anbieten. Das birgt nicht nur die Gefahr von Interessenskonflikten, sondern ist darüber hinaus ein Indiz für die Notwendigkeit weiterer Finanzierungsquellen und weist somit letzten Endes auf die Unwirtschaftlichkeit des „Investor-pays“-Modell hin. Ob sich in Zukunft auch im ESG-Ratingmarkt das „Issuer-pays“-Modell durchsetzen wird, ist schlussendlich von zwei Faktoren abhängig: Der Entwicklung des SRI-Marktes und der Relevanz der Ratings für die Unternehmen. Für Ersteres bleiben, gemäss einer aktuellen Eurosif SRI-Studie, institutionelle Investoren, zumindest in Europa, die wichtigsten Wachstumstreiber. Die auf Seiten der Anleger bestehende Unsicherheit und Unzufriedenheit gegenüber ESG-Ratings konnte mit dieser Arbeit hoffentlich insofern reduziert werden, als dass die Fallstudie transparente und glaubwürdige Ratings ausweist und zeigt, dass Objektivität in den Mess- und Bewertungsprozessen durchaus möglich ist. In Zukunft wird sich wohl für das „Issuer-pays“-Modell bewahrheiten, was sich für den ESG-Ratingmarkt als Ganzes abzeichnet: Es wird sich nur dann durchsetzen können, wenn ESG-Ratings für die Finanzierung von Unternehmen relevant werden und in der Folge das Potential für eine genügend hohe Zahlungsbereitschaft gegeben ist.
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